Im Rahmen der alle zwei Jahre stattfindenden Bundeskongresse der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) vergeben wir vom Carl-von-Ossietzky-Fonds einen Preis für herausragendes Friedensengagement trotz Repression. Der Preis ist nach Ludwig Baumann (1921-2018) benannt. Er desertierte mit 21 Jahren 1942 aus der Wehrmacht. Er überlebte den Krieg trotz KZ-Haft und Zwangsdienst in der sogenannten „Bewährungstruppe 500“. Ludwig Baumann gründete 1990 die Bundesvereinigung „Opfer der NS-Militärjustiz“ und erreichte 2002 die Aufhebung der Unrechtsurteile gegen Deserteure, sogenannte „Wehrkraftzersetzer“, „Selbstverstümmeler“ und andere Opfer der NS-Militärjustiz. Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht stand Ludwig Baumann regelmäßig an den Einberufungsterminen der Bundeswehr vor Kasernen und versuchte, mit den einrückenden Wehrpflichtigen ins Gespräch zu kommen.
Der Preis besteht aus einer Metall-Skulptur, die zwei Hände, die ein zerbrochenes Gewehr hochhalten, zeigt – ein internationales Symbol für Pazifismus und Antimilitarismus. Die Skulptur wurde von Werner Mohrmann-Dressel, Künstler aus Blankenfelde bei Berlin, hergestellt. Zudem ist der Preis mit einem kleinen Geldbetrag dotiert.
Am 20. Mai 2022 haben wir in Duisburg erstmals den Ludwig-Baumann-Preis vergeben. Mit dem Preis ehrten wir Wilfried Porwol aus Kleve und Frida Henkel aus Berlin, die sich gegen Krieg und Militär engagieren und trotz Ärgers mit staatlichen Behörden bei ihrem Friedensengagement nicht klein beigegeben haben. Die Preisvergabe fand im Rahmen des 23. Bundeskongresses der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) statt.
Am 4. Oktober 2024 fand in Halle (Saale) die zweite Verleihung des Ludwig-Baumann-Preises statt. Ausgezeichnet wurden:
- Die russische „Bewegung der Kriegsdienstverweigerer“ (Движение сознательных отказчиков), die trotz ihrer Verfolgung als „ausländische Agenten“ durch den russischen Staat noch immer jungen Menschen in dem Land helfen, dem Armeedienst zu entgehen. Timofey Vaskin, der in die EU geflohene Koordinator der Organisation, hat den Preis entgegengenommen.
- Die Ukrainische Pazifistische Bewegung (Український Рух Пацифістів), gegen deren Sekretär Yurii Sheliazhenko der ukrainische Staat seit über einem Jahr aufgrund seiner Antikriegs-Positionen vorgeht. Der nach wie vor in Kiew lebende Yurii Sheliazhenko durfte das Land – wie alle Männer im wehrfähigen Alter – nicht verlassen, eine Videobotschaft von ihm wurde bei der Presverleihung eingespielt.
- Olga Karach wurde für ihren Einsatz gegen die belarussische Unterstützung des Ukraine-Kriegs sowie für Demokratie und Menschenrechte von einem Gericht nahe Minsk in Abwesenheit zu einer 12-jährigen Haftstrafe sowie einer Geldstrafe von 170 000 Euro verurteilt. Die Leiterin des internationalen Zentrums belarussischer Bürgerinitiativen „Unser Haus“ (Mūsų Namai/Nash Dom) lebt im litauischen Exil – und ihr droht die Abschiebung aus der EU.